Steckling bewurzeln

Steckling fault – Die Anleitung zur Rettung

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Bei der Vermehrung von Pflanzen fürchten alle Pflanzenbegeisterten einen faulenden (“gammelnden”) Steckling. Trotz eines Rückschnitts passiert es häufig, dass erneut ein Steckling fault. Wir haben lange experimentiert und verschiedene Behandlungsmethoden ausprobiert, um erneute Fäulnis zu verhindern. Die erfolgreichste Methode Fäulnis zu bekämpfen ist so simpel wie effektiv: entfernt die faulende Stelle und setzt den Steckling in ein Substrat aus 70 % Vulkangestein und 30 % ungedüngter Kokoserde. Diese Substratmischung wirkt Wunder. Durch die gute Luftdurchlässigkeit dieser Mischung wird einerseits die Wurzelbildung angeregt und gleichzeitig weiterer Fäulnis vorbeugt. Die Fäulnis breitet sich nicht weiter aus und der Steckling kann zur Pflanze heranwachsen. Wir erklären euch in diesem Artikel die Schritte, die ihr beachten müsst.

Steckling Bewurzeln
In Moos bewurzelnder Steckling

Stecklinge bewurzeln

  • Voraussetzung: ein gesunder Steckling
    Der Steckling sollte gesunde Luftwurzeln und mind. ein Blatt oder ein schlafendes Auge besitzen. Die Schnittkante des Stammstücks sollte auf jeder Seite einen Abstand von 1 – 2 cm von der Wurzel und dem Blatt / schlafenden Auge. Tritt Fäulnis auf, kann das Stammstück an der entsprechenden Stelle gekürzt werden, ohne dass das Risiko besteht die Wurzel oder den Austrieb zu verletzen.
  • Standort
    Der Steckling sollte an einem hellen, nicht zu warmen Platz auf einer West- oder Ostfensterbank stehen. Das Substrat sollte nicht künstlich warm gehalten werden (kein warmes Wasser o. ä. benutzen). Ein Standort über einer eingeschalteten Heizung wird nicht empfohlen.
  • Substrat
    Stecklinge können leicht in Wasser, Sphagnum-Moos oder steinigem Substrat bewurzeln.
  • Regelmäßige Kontrolle
    Steht der Steckling in Wasser oder Moos, so empfehlen wir jeden zweiten Tag eine Kontrolle um zu prüfen, ob der Steckling fault. Das Wasser sollte einmal wöchentlich gewechselt werden.

Häufig beginnen die Schnittstellen des Stamms zu faulen und nicht die Wurzeln selbst. Wenn beim Schnitt des Stecklings geachtet wurde, dass zwischen der Wurzel / dem Wurzelansatz und dem Ende des Stammstücks ein hinreichend großer Abstand (2 cm) liegen, dann kann hier im Falle des Falles noch ein Stück zurück geschnitten werden. Wir gehen in diesem Artikel von dem Fall aus, dass das Ende eines Stammstücks fault und nicht die Wurzel.

Der Steckling fault – oder trocknet er nur?

Wir unterscheiden zunächst, ob es sich nur um eine vertrocknete Schnittkante eines Stecklings oder um Fäulnis handelt. In beiden Fällen färben sich die Schnittkanten nach einiger Zeit braun. Das Vertrocknen ist jedoch ein Prozess über Wochen, während Fäulnis innerhalb von wenigen Tagen entstehen kann. Der Farbton von vertrockneten Stammenden ist ein helles Braun, während die Fäulnis sich in dunkleren, fast schwarzen Enden äußert. Als wichtigstes Kriterium können wir die Konsistenz bzw. Festigkeit des Gewebes nennen. Vertrocknete Stellen sind hart, während faulende Stellen sich leicht mit dem Fingernagel eindrücken lassen. Des Weiteren riechen faulende Stellen häufig unangenehm. Die genannten Merkmale haben wir in der nachfolgenden Tabelle noch einmal zusammengefasst.

KriteriumVertrocknetFäulnis
DauerMehrere WochenWenige Tage
FarbtonHellbraunDunkelbraun bis schwarz
Konsistenz Fest und hart Weich, kann mit dem Fingernagel eingedrückt werden

Schritt 1: Rückschnitt und Desinfektion

Zuerst wird ein scharfes Messer mit kochendem Wasser desinfiziert. Das kochende Wasser muss dafür ca. 5 Sekunden über die Messerschneide fließen. Anschließend wird es unter kaltem Wasser abgespült und mit einem sauberen Tuch abgetrocknet. Als Untergrund eignet sich ein ebenfalls mit kochendem Wasser desinfiziertes Plastikbrettchen.

Der Teil des Stammes mit Fäulnis muss abgeschnitten werden. Dabei bis in das gesunde Gewebe hineingeschnitten werden und damit ein Teil dieses Gewebes ebenfalls entfernt werden. Wir empfehlen 0,5 cm des gesunden Stammes abzuschneiden. Es ist darauf zu achten, ob rötliche Punkte im Stamminneren zu sehen sind. Ein Beispiel ist unter den nachfolgenden Fotos zu finden. Falls dies der Fall ist, ist davon auszugehen, dass dieses Gewebe ebenfalls krank ist und es entfernt werden muss. Schneidet den Stamm nach Möglichkeit um weitere 0,5 cm zurück und prüft den Steckling erneut auf rote Punkte im Inneren.

Sobald keine Auffälligkeiten mehr zu erkennen sind tupft die Stelle mit einem Stück Toilettenpapier oder Küchenrolle kurz ab. Danach lasst ihr etwas Kohlepulver auf die Schnittstelle rieseln, sodass diese vollständig damit bedeckt ist. Nun muss der Steckling mind. 30 Minuten an der Luft trocknen.

Ist es nicht möglich den Stamm hinreichend weit zurückzuschneiden, sodass keine roten Sprenkel mehr im Stamm zu sehen sind, so sollte zumindest der verfaulte braune Teil entfernt werden. Dies gilt auch, wenn die Schnittkante nur noch wenige Millimeter von der Wurzel oder dem Blattansatz trennen.

Schritt 2: Substrat mischen

Steckling fault - Substrat mischen
Vorbereitung des Substrats, wenn ein Steckling fault

Während der Steckling trocknet kann das Substrat gemischt werden. Wir empfehlen ein kleines Pflanzgefäß mit Bodenloch. Das Bodenloch kann mit einem Stein verschlossen werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass der Stein das Bodenloch nicht vollständig verdeckt, sondern überschüssiges Wasser abfließen kann. Es wird eine ca. 1 cm breite Schicht Gestein glatt auf dem Boden verteilt.

In einer separaten Schüssel werden 2 Teile Gestein mit 1 Teil Kokoserde gemischt. Diese Mischung wird in den Topf gegeben. Mit dem Finger kann ein Loch in die Mitte gedrückt werden, in das der Steckling gepflanzt werden soll.

Als Gestein empfehlen wir Vulkangestein (z. B. FiboTherm). Diese erfüllt den gleichen Zweck wie Perlite oder Pon, stellt jedoch eine günstigere Alternative dar.

Schritt 3: Steckling einpflanzen und feucht halten

Im besten Fall ist die Wurzel lang genug, um in das Substrat gesetzt zu werden, während die Stammenden gleichzeitig an der Luft bleiben. Falls dies nicht möglich ist, wird der Steckling so eingepflanzt, dass mind. ein Stammende aus dem Substrat herausragt. Als Standort eignet sich ein helles West- oder Ostfenster ohne direkte Sonneneinstrahlung. Die Nähe zu einer eingeschalteten Heizung sollte gemieden werden.

Jeden zweiten bis dritten Tag sollte der Steckling gegossen werden, damit das Substrat nicht vollständig austrocknet. Wir empfehlen einen passenden Untersetzer, welcher das herausfließende Wasser auffängt. Wenn keine heißen Tage bevorstehen, sollte dieser Untersetzer unbedingt entleert werden, damit Staunässe vorgebeugt wird. Wird der Steckling wie in diesem Artikel beschrieben behandelt, so sollte sich binnen weniger Wochen der erste Neuaustrieb zeigen.

Welche Erfahrungen habt ihr mit euren Stecklingen gemacht? Wir sind gespannt auf eure Kommentare! Infos zu weiteren Themen findet ihr auf unserer Startseite!

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